5 typische Anfängerfehler beim Investieren (und wie du sie vermeidest)

Wer in Aktien investiert, kann dabei viel falsch machen. Im schlimmsten Fall drohen große Verluste. Der Grund dafür sind meist typische Anfängerfehler, die sich leicht vermeiden lassen.

Wenn du sie kennst, hast du gute Chancen diese Fehler nicht zu machen und so die Möglichkeit, dir mit Aktien langfristig ein kleines oder großes Vermögen aufzubauen.

Fehler #1 – Nicht anfangen

Es klingt banal, aber um eine ordentliche Rendite zu erzielen, musst du erst einmal damit anfangen, dein Geld zu investieren. Und je früher du den ersten Schritt machst, desto besser. Denn nur so kann der Zinseszinseffekt seine volle Wirkung entfalten.

Die meisten Menschen unterschätzen den Zinseszinseffekt, der für ein exponentielles Wachstum deines Vermögens sorgt. Bei einer zukünftigen Rendite des Aktienmarktes von 7 Prozent pro Jahr verdoppelt sich dein Vermögen (ohne weitere Einzahlungen) alle 10 Jahre. Und bei einer Rendite von 10 Prozent würde eine Verdopplung sogar alle 7 Jahre erfolgen.

Zinseszinsen sind Zinsen, die du auf bereits erhaltene Zinsen erhältst. Die Macht des Zinseszinses lässt sich am besten mit einem kleinen Gedankenexperiment erklären:

Angenommen, du hättest die Wahl: Du bekommst eine Million Euro heute geschenkt oder nur einen Cent, der sich aber auf magische Weise einen Monat lang (31 Tage) jeden Tag verdoppelt. Wie würdest du dich entscheiden?

Die meisten Menschen würden wohl die eine Million sofort nehmen. Aber wir können ja mal nachrechnen, ob vielleicht doch der magische Cent die bessere Wahl wäre:

Nach einem Tag hättest du immer noch einen Cent, nach zwei Tagen zwei Cent, nach drei Tagen vier Cent und so weiter.

Es dauert bis zum 28. Tag, bis aus dem einem Cent mehr als eine Million Euro werden. Bis dahin wärst du mit der sofortigen Million am ersten Tag besser dran gewesen.

Aber ab da spielt der Zinseszinseffekt seine ganze Macht aus: Am 28. Tag sind aus dem einen Cent bereits 1.3 Millionen Euro geworden, am 29. Tag sind es dann bereits schon über 2.6 Millionen Euro, am 30. Tag über 5.3 Millionen Euro und am letzten Tag des Monats dann unglaubliche 10.7 Millionen Euro.

Je früher du anfängst, desto weniger eigenes Kapital musst du also aufgrund des Zinseszinseffektes investieren, um dein Investitionsziel zu erreichen.

Beispiel: Dein Investitionsziel ist ein Endvermögen von 100.000 Euro. Für die zukünftige Rendite des Aktienmarktes werden 7 Prozent pro Jahr angenommen.

Um dein Ziel aus dem Beispiel zu erreichen, musst du bei einer Anlagedauer von 10 Jahren zu Beginn einmalig 50.835 Euro investieren. Bei einer Anlagedauer von 40 Jahren sind es dagegen nur noch 6.678 Euro, die du einmalig investieren musst.

Es lohnt sich also, möglichst früh mit dem Investieren anzufangen. Auch wenn du nur ein geringes Einkommen hast, kannst du in Aktien investieren. Ein ETF-Sparplan kann bei vielen Brokern bereits mit einer Investitionssumme von gerade einmal 25 Euro oder weniger im Monat angelegt werden.

Fehler #2 – Investieren ohne Wissen

Bei allen Themen rund um Geld und Finanzen ist Eigenverantwortung gefragt. In der Schule wird das Wissen dazu gar nicht oder nur sehr bedingt vermittelt. Und wenn es um das Thema „Aktien“ geht, stößt man in der eigenen Familie und im Freundes- und Bekanntenkreis oft auf Ablehnung und Unverständnis.

Das liegt vor allem an negativen Glaubensätzen, die sich bei vielen Menschen zu diesem Thema im Kopf eingebrannt haben.

Beispiel: Aktien sind riskant!

Aber sind Aktien wirklich riskant? Und wenn ja, unter welchen Bedingungen?

Die Antwort: Es kommt darauf an.

Eine Investition in einen Pennystock ist hochriskant. Wenn du dein Geld langfristig in einen Welt-ETF steckst, ist ein Verlustrisiko dagegen kaum vorhanden.

Mit dem entsprechenden Wissen wird es dir leichtfallen, solche negativen Glaubenssätze zu hinterfragen und die richtigen Entscheidungen für dein Geld zu treffen. Es hilft dir, eine für dich passende Anlagestrategie zu finden, die dich davor bewahrt, emotional zu handeln.

Wenn die Bildzeitung dann mal wieder in großen Lettern von einem Crash am Aktienmarkt titelt und totale Panikstimmung verbreitet, denkst du dir dann nur, ist doch super, jetzt gibt es die Aktien von großartigen Unternehmen zum Schnäppchenpreis, was dann in der Folge zu großartigen Renditen führt.

Und das Gute ist: Das nötige Wissen für den Vermögensaufbau mit Aktien ist sehr leicht und oft auch kostenlos oder sehr günstig zugänglich, z. B. in Büchern, Blogs, Podcasts und Youtube-Videos. Du musst nur zugreifen.

Fehler #3 – Alles auf eine Karte setzen

Warren Buffett, einer der erfolgreichsten Investoren aller Zeiten, sagte einmal sinngemäß, dass Diversifikation nur etwas für Leute ist, die nicht wissen was sie tun.

Mal angenommen, du wüsstest, welches Unternehmen in den nächsten Jahren den größten Wertzuwachs hat. Würde es dann Sinn machen, dass du dein ganzes Geld in dieses Unternehmen investierst?

Auf jeden Fall!

Aber leider gibt es da zwei Probleme:

Erstens. Du bist nicht Warren Buffett.

Zweitens. Du kennst die Zukunft nicht.

Im Jahr 1996 ging die Deutsche Telekom an die Börse. Mit einer großangelegten Werbekampagne wurden zahlreiche Kleinanleger zum Kauf der „T-Aktie“ animiert. Mit Erfolg, denn der Kurs der Aktie kletterte, auch angetrieben durch den damaligen Hype auf Technologieaktien, steil nach oben.

Kurz nach der Jahrtausendwende war der Hype vorbei. Der Kurs der T-Aktie und der von anderen Technologieaktien rauschten nach unten. Wer seine Aktien nicht rechtzeitig verkauft hatte, saß nun auf großen Verlusten. Durch dieses Ereignis wurde die deutsche Aktienkultur bis heute nachhaltig geschädigt.

Abbildung 1: Kursverlauf der T-Aktie

Wer, so wie viele damals in der allgemeinen Euphorie, alles auf eine Karte gesetzt und dann nach Absturz des Kurses aufgrund der Panikstimmung an den Börsen seine Aktien wieder verkauft hatte, musste den Verlust eines großen Teils seiner Ersparnisse hinnehmen. Durch eine Aufteilung der Ersparnisse auf mehrere Unternehmen aus verschiedenen Branchen, wären die damaligen Verluste deutlich geringer ausgefallen.

Setzte also niemals alles auf eine Karte, sondern diversifiziere. Diversifikation ist das wichtigste Instrument zur Senkung des Risikos. Denn wir wissen alle nicht, was die Börse als nächstes macht.

Fehler #4 – Investieren ohne Ziel

Finanzielle Ziele sind ein starker Motivator und sorgen dafür, dass du mit dem Investieren kontinuierlich am Ball bleibst. Nur mit einem bestimmten Ziel vor Augen, kannst du eine Anlagestrategie bestimmen, die dich genau dorthin führt.

Damit du deine finanziellen Ziele erreichst, hilft es, diese SMART zu formulieren. Die SMART-Methode geht auf den US-amerikanischen Professor George T. Doran zurück, der 1981 einen Artikel mit dem Titel „There’s a S.M.A.R.T. Way to Write Management’s Goals and Objectives“ veröffentlichte. Sie soll verhindern, dass ein Vorhaben früher oder später scheitert.

SMART ist dabei ein Akronym für die fünf Kriterien, die ein Ziel erfüllen muss. Und so geht’s:

Spezifisch. Definiere dein Ziel präzise mit klaren Formulierungen und Ansagen. Beschreibe deutlich, was du wie erreichen möchtest. Beispiel: Ich möchte monatlich einen Welt-ETF mit 500 Euro besparen und so bis zu meinem 35. Geburtstag ein Vermögen von 100.000 Euro aufbauen.

Messbar. Damit du überprüfen kannst, ob du dein Ziel erreicht hast, muss es messbar sein. Ob du ein Vermögen von 100.000 Euro erreicht hast, ist mit einem Blick auf den Kontoauszug sehr leicht ermittelbar.

Attraktiv. Das Ziel sollte für dich so attraktiv sein, dass es dich motiviert, daran zu arbeiten. Die 100.000 Euro können z. B. als Eigenkapital für eine Immobilie dienen, aber auch nur ein Zwischenschritt zu einem noch größeren Vermögen sein, das es dir erlaubt, vorzeitig in den Ruhestand zu gehen.

Realistisch. Ziele können gerne ambitioniert sein. Aber es ist wichtig, dass sie in einem bestimmten Zeitrahmen auch umsetzbar sind. Unrealistische Ziele führen nur zu Frust und untergraben die Motivation. Bei einer eher niedrig angesetzten Rendite von 7 Prozent pro Jahr, ist das oben genannte Ziel in 12 Jahren erreicht.

Terminiert. Jedes Ziel sollte ein Enddatum haben. Das Enddatum ist in diesem Beispiel der 35. Geburtstag.

Nachdem du dein Ziel nach der SMART-Methode definiert hast, ist die Umsetzung und Erreichung des Zieles viel einfacher, da du dir über verschiedene Aspekte vorab Gedanken machen musstest.

Was noch hilft: Schreibe dir deine Ziele außerdem immer auf. Schriftlich festgehaltene Ziele sind verbindlicher. Du schließt damit in gewisser Weise einen Vertrag mit dir selbst.

Fehler #5 – Nicht langfristig denken

Aktien und ganze Aktienmärkte können über kurze Zeiträume großen Kursschwankungen ausgesetzt sein. In weiten Teilen der Bevölkerung gelten Aktien daher als reines Glücksspiel. Richtig ist aber, dass Aktien für eine langfristige Geldanlage unverzichtbar sind.

Wer sich das Renditedreieck des DAX oder des MSCI World anschaut, wird feststellen, dass bei einem steigenden Anlagezeitraum die Gefahr mit Aktien einen Verlust zu erleiden, immer geringer wird. So gibt es keinen einzigen 15-Jahreszeitraum, der in der Vergangenheit eine negative Rendite gebracht hat. Selbst wer am Tag vor Beginn der größten Crashs gekauft hat, wäre spätestens nach 15 Jahren wieder im Plus gewesen.

Selbst die T-Aktie hat sich zu ihrem 25-jährigen Jubiläum, trotz zwischenzeitlich mehrerer Crashs, noch zu einem positiven Investment entwickelt. Wer am Tag des erstmaligen Börsengangs am 18. November 1996 Telekom Aktien gekauft hat und anschließend alle Dividenden reinvestiert hätte, käme nach 25 Jahren auf eine jährliche Rendite von 4.6 Prozent. Zwar hätte es in diesem Zeitraum deutliche bessere Investments gegeben, es wäre aber auch keine Katastrophe gewesen.

Kaufe also nur Aktien von dem Geld, auf das du langfristig verzichten kannst. Kurzfristig können Aktienkurse auch mal stark nach unten gehen, langfristig wirst du aber, eine ausreichende Diversifizierung vorausgesetzt, mit einer guten Rendite belohnt. Sollte das mal nicht so sein, haben wir andere Sorgen (oder gar keine mehr).

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